Hörstörungen

Wichtiger Hinweis:

Bevor ich auf die einzelnen Arten der Hörstörungen eingehe, möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass eine Diagnose nur vom Arzt gestellt werden kann. Die Informationen, die Sie hier auf dieser Seite finden, dienen nur dazu, den Betroffenen und Interessierten zu erklären, was die einzelnen Begriffe bedeuten bzw. worauf zu achten ist.

Ein guter Leitfaden "Wie finde ich seriöse Gesundheitsinformation im Internet?" findet sich beim ORF.

Die Ursachen von Hördefiziten sind so verschieden, dass ich diese hier nicht auflisten will und kann. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass es auch Schwerhörigkeitsformen gibt, bei denen auch andere Organe mit betroffen sind. Die häufigste Formen sind das Usher-Syndrom (Schwerhörigkeit kombiniert mit einer Augenerkrankung) und das Pendred-Syndrom (Schwerhörigkeit kombiniert mit einer Schilddrüsenunterfunktion).

Im Folgenden finden Sie eine Einteilung der Schwerhörigkeit nach Grad (= Hörschwelle):

Die häufigsten Formen der Schwerhörigkeit werden auf den nächsten Seiten beschrieben.

 


 

Minimale Hörreste oder völlige Gehörlosigkeit

Bei Verdacht auf dieser Schwerhörigkeitsart werden verschiedene Ausdrücke verwendet wie Surditas (lateinisches Wort für Gehörlosigkeit), Gehörlosigkeit, Taubheit, an Taubheit grenzende Hörschädigung, Resthörigkeit, fragliche Resthörigkeit, sensorineurale Hörstörung, Innenohrstörung und kombinierte Schwerhörigkeit. Bei fast allen Begriffen bedeutet es, dass die Störung in der Schnecke vorliegt. In den meisten Fällen sind die Haarzellen geschädigt.

Sensorineurale Hörstörung bedeutet, dass auch im Mittelohr bzw. beim Nervensystem eine Störung vorliegt.

Besteht im Mittelohr noch zusätzlich ein Problem (z.B. Paukenergüssen = Flüssigkeit hinter dem Trommelfell), dann spricht man von einer kombinierten Schwerhörigkeit. Bei diesen Kindern ist sowohl bei einer objektiven Höruntersuchung als auch bei einer subjektiven Untersuchung wenig bis keine Reaktionen nachweisbar. Auch die OAE-Messung und die BERA sind nicht nachweisbar. Manchmal gibt es Reaktionen ab 100dB. Trotzdem versucht man bei Babys und Kleinkindern zuerst mit einer Hörgeräteanpassung, da auf diese Weise mögliche Hörreste sehr wohl verstärkt werden und ausreichend sein können. Erst an Hand der Hörerziehung und der Beobachtung, wie sich die Kinder weiterentwickeln, kann man erkennen, ob die Hörgeräte für den Spracherwerb ausreichen oder nicht.

Sollte dies nicht ausreichen, gibt es auch die Möglichkeit eines Innenohrimplantats (Cochlea-Implantat, CI) oder der Verzicht auf eine Hörhilfe. Resthörige oder an Taubheit grenzende hörgeschädigte Kinder hören jedoch ohne Hörgeräte oder CI nichts. Dadurch entwickeln sie ohne Hilfe keine Sprache. Sie können jedoch eine Gebärdensprache als Alternative nutzen.

 


 

Hochgradige Hörstörung

Folgende Fachausdrücke können für diese Art der Schwerhörigkeit benutzt werden: hochgradige Schwerhörigkeit, hochgradige Hörschädigung oder Hörstörung, sensorineurale Hörstörung, kombinierte Schwerhörigkeit und mittel- bis hochgradige Schwerhörigkeit.

Eine mittel- bis hochgradige Schwerhörigkeit liegt dann vor, wenn ein Kind z.B. im Tieftonbereich (z.B. 35 dB) ein relativ gutes Hörvermögen hat. Die Kurve kann aber ab 3.000 Hz bis zu 80 dB nach unten fallen. Bei hochgradig schwerhörigen Kindern gibt es keine nachweisbaren Reaktionen bei der OAE-Messung, sehr wohl aber bei der BERA im Bereich der lauten Töne. Die Impedanzmessung kann normal oder auffällig (= kombinierte Schwerhörigkeit) sein. Subjektive Tests ergeben meist Reaktionen des Kindes auf laute Geräusche bzw. wenn man am Ohr spricht. Auch hier ist der Spracherwerb ohne Hörgerät sehr schwer bis gar nicht möglich.

 


 

Mittelgradige Schwerhörigkeit

Folgende Begriffe können in diesem Zusammenhang von Fachkräften verwendet werden: Mittelgradige Schwerhörigkeit, mittelgradige senorineurale oder Innenohrschwerhörigkeit, mittelgradige kombinierte Schwerhörigkeit, hochgradige Schalleitungsschwerhörigkeit und mittel- bis hochgradige Schwerhörigkeit.

Die OAE-Messungen sind nicht nachweisbar. Bei der BERA-Messung sind Frequenz-Werte erkennbar, die bei max. 60 –70 dB liegen. Die Impedanzmessung kann normal oder auffällig sein. Bei subjektiven Messungen werden alle Geräusche wahrgenommen, die mit gehobener Lautstärke angeboten werden. Der Spracherwerb ist von Kindesseite her möglich, allerdings kann die Sprachentwicklung verzögert verlaufen. Auch hier ist eine medizinische, technische und pädagogische Hilfe nötig. Häufig wird diese Art der Schwerhörigkeit später erkannt, weil die Kinder ja mit dem Spracherwerb von sich aus beginnen. Diese Kinder brauchen in der Regel auch Sprachförderung, damit sie die Rückstände wieder aufholen können.

 


 

Andere Formen

Asymmetrische Hörstörung

Von einer asymmetrischen Hörstörung spricht man, wenn das Hörvermögen des Kindes rechts und links unterschiedlich ist. Wenn z.B. ein Kind links sehr schlecht hört aber rechts sehr gut, so kann diese Art der Schwerhörigkeit auch erst spät erkannt werden. Denn bezugnehmend auf den Spracherwerb, benutzt das Kind das bessere Ohr um zur Sprache zu kommen. Es ist aber trotzdem wichtig, sich beraten zu lassen, denn das Richtungshören ist nur mit beiden Ohren möglich. Auch das Verständnis in lauter Umgebung kann für das Kind mit einem Ohr erschwerend sein. Manche Kinder nehmen gerne ein Hörgerät an, andere lehnen es ab, weil sie genug mit dem gesunden Ohr hören.

Missbildung der Ohren

Eine weitere Form der Schwerhörigkeit ist die Missbildung des Außenohres, sprich der Ohrmuschel. Liegt z.B. ein Verschluss der äußeren Gehörgänge vor, spricht man von einer „Gehörgangsatresie“. Sind die Ohren nicht normal geformt, spricht man von einer „Ohrmuscheldysplasie“ und wenn sie gar nicht angelegt sind, nennt man dies „Aplasie“. Diese Kinder haben häufig ein normal funktionierendes Innenohr. Sie können daher bei Frühversorgung mit Knochenleitungshörgeräten und pädagogischer Hilfe eine nahezu normale Hör- und Sprachentwicklung durchlaufen.



 
Mit freundlicher
Unterstützung von
SB - Österreichischer Schwerhörigenbund
VOX Schwerhörigenzentrum Wien